Als Frauchen/Herrchen gepflegter Langhaarhunde wird man schon mal mit der Aussage konfrontiert, dass der „arme“ Hund nicht Hund sein und sich nicht frei bewegen dürfe.
Schmutzig machen gibt es nicht, mit anderen Hunden toben, geht auch nicht, und in der freien Natur laufen, kann man mit solchen Haaren schon gar nicht. Langhaarhunde fristen ihr Dasein damit, auf einer Plüschdecke am Samtsofa zu liegen und das zu tun, was sie am besten können – Schönsein. Hinzu kommt, dass sie viel zu häufig mit viel zu viel Chemie gebadet werden und dann noch den langwierigen Prozess des Föhnens und Bürstens über sich ergehen lassen müssten.
Als Gipfel dieses ganzen Theaters bekommen sie dann noch eine Spange ins Haar, nur damit sie farblich zur neuen Jacke von Herrchen und Frauchen passen.
Diese Sichtweise, die auf Fehlinformation aufbaut, scheint nach wie vor in Teilen der Gesellschaft verhaftet zu sein.


„Wieso sollte ein Hund so oft gebadet werden?
In der freien Natur gibt es schließlich auch kein Shampoo und keinen Conditioner. Der Hund soll Hund sein und auch danach riechen dürfen. Ein kurzes Abspritzen mit dem Gartenschlauch verschafft im Sommer die gewünschte Abkühlung und die alljährliche Reinigung ist inklusive.“

Filz?
„Ach, der kommt einfach von alleine, da kann man nichts dagegen machen. Wenn es zu schlimm wird, einfach abscheren und das Problem ist gelöst.“

Tränenflecken, lange Krallen, gelbliche Verfärbungen entlang der Beine und des Hinterteils?
„Tja, das ist halt so. Da kann man nichts machen.“

Verkrustete Augen und zugewachsene Ohrmuscheln?
„Ja, glauben Sie, der lässt sich am Kopf angreifen? Das mag er gar nicht. Da ist er stur.“

Bürsten?
„Nein, da rennt er mir schon davon, wenn er nur die Bürste sieht. Ohne Maulkorb geht da gar nichts. Aber, wenn es unbedingt sein muss, gehen wir halt zum Hundefriseur. Der ist schließlich Profi, der muss wissen, wie das geht.“

Zugegeben, die obigen Darstellungen sind ein wenig überspitzt, wenngleich ich mir sicher bin, dass diese Worte so manchem vertraut erscheinen.
Denn es kommt nicht selten vor, dass man als Aussteller, Hundefriseur oder Herrli und Frauli eines gepflegten Hundes mit Vorwürfen dieser Art konfrontiert wird.

Daher ist es an der Zeit, Aufklärung zu schaffen.

Ein gepflegter Hund zu sein und ein Leben mit Toben, Spaziergängen in Wald und Wiesen, Baden in Tümpeln, Wälzen im Schmutz und Spielen im Regen stellen keinen Widerspruch dar.

Unser kleines Hunderudel hat jederzeit Zugang zum Garten, wo gelaufen und gegraben wird. Und wir sprechen hier nicht von einem Garten mit englischem Rasen – so viel sei gesagt.
Die meisten unserer Spaziergänge führen uns in den Wald, weil es der Lieblingsspielplatz unserer Vierbeiner ist und es so viel zu riechen und erleben gibt.

Obedience, Agility, Mantrailing?
Ja, auch das dürfen sie machen und sie machen es mit voller Begeisterung.

Auf dem Sofa liegen?
Ja, auch das!

Aber wie ist es dann möglich, dass sie mit langen Haaren herumlaufen? Ist das nicht viel Arbeit?
Ja, es ist Arbeit, aber was ist schon keine?
Man kocht jeden Tag ein Essen. Arbeit, oder?
Man putzt seinen Wohnraum. Arbeit.
Man wäscht die Wäsche? Arbeit.
Man pflegt seinen Hund? Auf diese Frage kann ich nicht nur mit dem Wort „Arbeit“ antworten. Ich nenne es Zeit verbringen, denn auch gemeinsame Pflegerituale schaffen Bindung und geben Ihnen und Ihrem Hund Zeit zu Zweit. Wenn man seinen Vierbeiner an das Baden und Bürsten von Beginn an gewöhnt, wird er es als entspannend empfinden, er wird gerne auf die Couch oder den Groomingtisch springen, weil er es als Routine in den Tagesablauf integriert.

Wie funktioniert das nun mit dem Wald und dem Schmutz und dem langen Haar?
Nun, wenn das Haar ordentlich gebürstet ist, dann bleibt schon mal weniger hängen.
Achtet man also darauf, Verwirrungen und Verfilzungen gar nicht erst entstehen zu lassen, so kann sich nicht so viel Schmutz in den Haaren sammeln. Dies gelingt am besten mit den richtigen Pflegeprodukten und -utensilien.

Wenn man nach dem Spaziergang nachhause kommt, nimmt man sich zehn Minuten Zeit, um Ästchen, Gräser oder Laub zu entfernen.

Möchte man das nicht, kann man auch einen Schutzanzug anziehen und im Anschluss daran, die Haare gleich ausbürsten, um Filz zu vermeiden.
Außerdem kann man einzelne Haarpartien mit Gummis zusammenbinden oder wickeln, wodurch man ein Schleifen der Haare am Boden verhindert .

Zu Hause angekommen wäscht man noch schnell die Pfoten und schon ist man fertig.

Zur täglichen Routine gehören außerdem das Entfernen von Verschmutzungen im Augenbereich sowie das Entfernen von Futterresten im Bart.

In regelmäßigen Abständen wird auch gebadet.
Das Bad mit hochwertigen Produkten ist eine Wohltat für unsere Vierbeiner. Es befreit die Haut und Haar von Verunreinigungen, die in weiterer Folge zu dermatologischen Problemen führen können. Die richtigen Pflegeprodukte sorgen außerdem dafür, dass das Haar kämmbar bleibt und nicht so rasch verfilzt. Gerade bei Langhaarhunden, die zur Filzbildung neigen, ist es essentiell, eine gesunde Haarstruktur zu erhalten, da trockene, spröde und abgebrochene Haare die Bildung von Verknotungen begünstigen. Verschmutztes Haar zu bürsten, ist außerdem schmerzhaft für den Hund und führt nicht zu den erwünschten Ergebnissen. Entstehen Filzplatten, so kann die Haut nicht mehr optimal belüftet werden und die Bakterienbildung wird angeregt. Des Weiteren kann es vorkommen, dass sich Parasiten im Filz breitmachen.
Natürlich ist ein Bad auch hygienisch gesehen sinnvoll, wenn man sich Couch und Bett mit seinen Fellfreunden teilt.

Ein Hund, der gepflegt wird, ist nicht arm, denn er hat keine Bewegungseinschränkungen aufgrund von Filzplatten, hat keine Knoten zwischen den Pfotenballen und somit keine Schmerzen beim Laufen, hat im Normalfall keinen Juckreiz, keine verklebten Haare im Gesicht und hinteren Bereich. Ein gepflegter Hund ist ein glücklicher Hund, der all das machen darf, wie seine Artgenossen auch.

Abschließend sei noch gesagt: Unabhängig davon, ob das Haar lang oder kurz ist, Pflege muss ohnehin sein. 🙂

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